Selbstdarstellung

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
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Phönix75
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Re: Selbstdarstellung

Beitrag von Phönix75 »

@blacksister´s ghost

Ich sehe zwischen einer Optimierung und einer Weiterentwicklung nicht wirklich einen Zusammenhang... weiter entwickelt man sich im Idealfall jeden Tag, durch Wissen oder durch Erfahrungen oder Fehlern, aus denen man lernt... das ist ein ganz normaler Prozess. Eine Optimierung hingegen klingt für mich wie eine künstlich herbeigerufene Veränderung... optimiert bist zur Perfektion... du verstehst hoffentlich, was ich meine.
Nichts ist so, wie es scheint.
blacksister´s ghost

Re: Selbstdarstellung

Beitrag von blacksister´s ghost »

@Phönix75

Ich denke schon, zu wissen was du meinst.
Perfektion wird man aber nie erreichen können und der Drang nach noch mehr Perfektion wird immer da sein. Eine neverending Story quasi.
Und perfektion strebe ich in dem Sinne nich an.
Die Entwicklung vom grauen Mäuschen zum Pfau mit brachtvollem Gefieder seh ich schon als Weiterentwicklung an, mit dem Ziel des wohlfühlens. Man kann sich meiner Meinung nach in so vielen Dingen weiterentwickeln. Nich nur im denken, seiner Weltanschauung oder den gemachten Erfahrungen geschuldet. Auch in alltäglichen Dingen. Veränderungen, alle Bereiche betreffend, gehört zum Leben dazu.
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Ceridwen1990
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Re: Selbstdarstellung

Beitrag von Ceridwen1990 »

Ich finde an dieser ganzen Social Media Sache weniger dieser echt nervige Trend zu Selbstdarstellung (Selbstdarsteller gab es schon immer, heute haben sie eben einfach eine größere Plattform) erschreckend, viel schockierender finde ich, dass es wohl doch viele gibt, die sich nur noch über ihre Facebook-. Instagram,- etc. Profile identifizieren. Und das ist jetzt nicht nur die einfach eine Meinung, sondern tatsächlich eine erschreckende Erfahrung, die ich vor kurzem gemacht habe....

Da sich meine Uni schon vor zwei Wochen wieder in die Online- Lehre begeben hat, kam einer meiner Kommilitonen auf die Idee, wir könnten ein virtuelles "Speed- Dating" machen. An sich ja eigentlich eine lustige Idee und ich habe aus reiner Neugierde, was sich denn da so sonst noch an Leuten im Bereich Philosophie rumtreibt, teilgenommen. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Facebook und Instagram- Links angeklickt, noch nie so viele nichtssagende und teilweise mehr als verstörende Bilder gesehen. Das alleine war schon erschreckend genug, aber ich hab es anfangs einfach auf den Generationsunterschied geschoben, das ich erst mal zur Begrüßung von jedem einen Link zu irgendwelchen Social Media bekommen habe und auch das enttäuschte "Schade" als Kommentar zu meiner Verneinung, ob ich denn nicht auch einen Link schicken kann, war noch auszuhalten. Aber die Reaktionen auf meine Nachfragen zu einer Person nachdem ich mir einen Link angeschaut habe, haben mich echt schockiert....

Die häufigsten Antworten waren:
"Geht der Link bei dir nicht? ? Ich schickes noch mal"
"Hast du dir den mein Insta nicht angeschaut?"
"Ja, das kannst du doch alles da lesen"
"Warum fragst du mich das, steht doch alles auf Facebook."

Der ein oder andere hat wahrscheinlich aus Höflichkeit der alten Schachtel gegenüber dann doch noch was zu sich selbst geschrieben, aber die meisten haben sich dann (oft auch ohne weiteren Kommentar) einfach verabschiedet. Mich hat das ganze schockiert und sehr verstört zurück gelassen. Ich kann absolut nicht verstehen wie jemand darauf kommt, ein Instagram- Account mit ca. 100 Bilder von sich selbst in der Badewanne, würde etwas über seine Person aussagen (Nein, xy, ich kann nicht erkennen welches Fach du neben Philosophie studierts oder was deine Hobbys außer in der Badewanne Selfies machen sind...) Ich stelle mir seit diesem Abend immer wider die Frage ob die Generation der 18-20 Jährigen tatsächlich etwas aus den Selfies anderer herauslesen können und ob ich nicht einfach zu alt oder zu dumm dazu bin, oder ob diese Generation einfach gar keine Persönlichkeit mehr hat außer sich selbst auf Social Media darzustellen...
Imagination is the only weapon in the war against reality. (Lewis Carroll)
blacksister´s ghost

Re: Selbstdarstellung

Beitrag von blacksister´s ghost »

Erschreckend find ich zudem, dass viele Menschen, Leute in ihren "Freundeslisten" sammeln, wie andere Pilze.
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Grauer Wolf
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Re: Selbstdarstellung

Beitrag von Grauer Wolf »

Ceridwen1990 hat geschrieben: Sonntag 15. November 2020, 18:35 Ich kann absolut nicht verstehen wie jemand darauf kommt, ein Instagram- Account mit ca. 100 Bilder von sich selbst in der Badewanne, würde etwas über seine Person aussagen (Nein, xy, ich kann nicht erkennen welches Fach du neben Philosophie studierts oder was deine Hobbys außer in der Badewanne Selfies machen sind...) Ich stelle mir seit diesem Abend immer wider die Frage ob die Generation der 18-20 Jährigen tatsächlich etwas aus den Selfies anderer herauslesen können und ob ich nicht einfach zu alt oder zu dumm dazu bin, oder ob diese Generation einfach gar keine Persönlichkeit mehr hat außer sich selbst auf Social Media darzustellen...
Ich denke, hier prallen in der Tat zwei Welten aufeinander, die aber nicht unbedingt über das Alter definiert sind. Aus den 100 Badewannen-Selfies kann die »Generation Selfie« eben schon erkennen, ob sich da ein Original oder ein Nachahmer mit seinem Quietscheentchen vergnügt, ob das eine Person ist, mit der man ungehemmt eskalieren und sinnbefreiten Spaß haben kann, ob die Person offen für Abenteuer ist oder nicht. Selfies sind für diese Leute in der Tat ein Werbeprospekt ihres Freizeitverhaltens. Selfies richtig zu lesen erfordert allerdings auch jede Menge Übung bei gleichzeitiger Erdung im echten Leben.
blacksister´s ghost hat geschrieben: Sonntag 15. November 2020, 19:05 Erschreckend find ich zudem, dass viele Menschen, Leute in ihren "Freundeslisten" sammeln, wie andere Pilze.
Früher hatte man so eine »Freundesliste« in gedruckter Form daheim liegen. Nannte sich Telephonbuch. Es wäre allerdings niemand auf die Idee gekommen, die Personen im Telephonbuch als Freunde zu bezeichnen. Trotzdem war man froh, für den Fall des Falles so ein Teil daheim zu haben. Nachdem inzwischen aber kaum noch jemand im Telephonbuch verzeichnet ist, müssen die Leute für den Fall des Falles halt ihre eigenen Listen zusammenstellen. Und hier gilt das Motto: Im Zweifelsfall rein. Wer weiß, wann ich oder jemand anders diesen Kontakt mal braucht. Kostet ja nix. Freundeslisten sind heutzutage letztendlich also nichts anderes als Telephonbücher.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
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blacksister´s ghost

Re: Selbstdarstellung

Beitrag von blacksister´s ghost »

@Grauer Wolf, sorry aber dann hast du ein seltsames Verständnis von Telefonbuch. In meinen Augen ist das bei manchen eine Ansammlung von Menschen, mehr nicht. Über den Grund möchte ich nich spekulieren. Aber Geltungsdrang ist hier und da bestimmt auch ein Grund. Persönlich seh ich keinen Sinn darin, eine Horde Meschen zu listen, wo ich zu nich mal der Hälfte einen Bezug hab. Ich hab´s schon oft erlebt, dass mich z.B. alte Schulfreunde "geaddet" haben und dann nie was von denen kam. Für mich is sowas seltsam und befremdlich, zudem sinnfrei. Ich hab da lieber kleine "Telefonbücher", aber dafür mit Menschen, die auch irgendwie in meinem Leben präsent sin. Denn wenn ich wirklich ein Anliegen hätte, dann würde ich eher zu jemanden gehen, wo eine Basis da ist, als zu jemanden wo dies nich der Fall ist.
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Re: Selbstdarstellung

Beitrag von Phönix75 »

Vorallem muss man nicht jede Entwicklung schön reden. Das die (a)sozialen Medien wohl kein Gewinn für die Menschheit darstellt, braucht man eigentlich garnicht betonen. Man lebt wirklich hervorragend ohne diesen. Fehlt mir dadurch was? Nein. Warum auch?! Früher gabs das auch nicht.
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Elric
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Re: Selbstdarstellung

Beitrag von Elric »

Die fraglichen Plattformen sollten, ihrer Hauptfunktion, nämlich die übelsten Wesensmerkmale der Menschen zu beflügeln, entsprechend, "A(nti)soziale Medien" genannt werden.
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Grauer Wolf
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Re: Selbstdarstellung

Beitrag von Grauer Wolf »

@blacksister´s ghost: Ich sehe das mit Freunden genau so wie Du -- und käme nie im Leben auf die Idee, mir eine Liste mit Kontaktdaten von Leuten anzulegen, mit denen ich keinen Kontakt habe und auch keinen Kontakt möchte. Wer sich bei mir schon seit längerer Zeit nicht mehr gemeldet hat, fliegt auch aus meinen Skype-, Google- und WeChat-Kontakten raus. Bei mir geht Qualität auch über Quantität.

Aber ich sehe, daß andere Leute das anders sehen. Aber so lange diese Leute von mir nicht erwarten, daß ich ihnen hinterher renne oder sie anhimmele, kann mir das doch herzlich egal sein. Und wenn sie das dann doch von mir erwarten, ist das letztendlich doch deren und nicht mein Problem. Ich werde mich zum Beispiel nie und nimmer nicht bei Facebook oder Wazzapp anmelden -- auch wenn ich weiß, daß ein Großteil meiner weiteren Bekannt- und Verwandtschaft nur noch hierüber kommuniziert.

Ich sehe jetzt allerdings nicht, was mein Verständnis von Telephonbuch nun seltsam sein soll. Im Telephonbuch, das früher auch bei mir herum lag, standen die Namen, Adressen, Berufe und Nummern von Hunderttausenden von Leuten drin, mit denen ich nie und nimmer Kontakt haben wollte. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, es als seltsam zu bezeichnen, daß da so eine Ansammlung von Menschen neben meinem Apparillo lag. Einfach, weil es derzeit der gesellschaftlichen Norm entsprochen hat. Durch die Erfindung von Internetz und Smafo verschieben und wandeln sich diese gesellschaftlichen Normen gerade.

@Phönix75: Man muß aber auch nicht jede Entwicklung schlecht reden, nur weil man persönlich nichts damit anfangen kann. Sicherlich kann man auch ohne leben. Aber man kann das Internetz auch sinnvoll nutzen, ohne gleich zum Atzen zu degenerieren -- und zwar auch Instagram und TikTok und wie diese Medien alle heißen, auf denen sich die heutige Jugend halt so tummelt. Das Internetz macht in meinen Augen nur sichtbar, wie degeneriert und verkommen unsere Gesellschaft derzeit sowieso schon ist -- und früher wohl auch schon war. Früher hat es halt nur nicht jeder sofort gesehen, weil das Atzentum halt eher im kleinen privaten Kreis und nicht in aller Öffentlichkeit ausgelebt wurde.
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Elric
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Re: Selbstdarstellung

Beitrag von Elric »

Grauer Wolf hat geschrieben: Sonntag 15. November 2020, 21:32 Früher hat es halt nur nicht jeder sofort gesehen, weil das Atzentum halt eher im kleinen privaten Kreis und nicht in aller Öffentlichkeit ausgelebt wurde.
Ich unterstelle aber einen Effekt der gegenseitigen Verstärkung...

...die Armleuchter jeder Coleur werden frecher, wenn sie feststellen, zumindest nicht allein zu sein.