Gothic im Mainstream

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
Grauer Wolf
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Re: Gothic im Mainstream

Beitrag von Grauer Wolf »

Soiled hat geschrieben: Mittwoch 28. Oktober 2020, 17:02 Nur weil ich Eurodance nicht leiden kann heißt es ja noch lange nicht, dass es "schlecht" ist.
Ich glaube, hier haben wir uns gedanklich etwas verfehlt..... Mir ging es nicht darum, daß Eurodance schlecht sein muß, nur weil Du es schlecht findest. Ich wollte sagen, daß es im großen Sumpf des schlechten Eurodance (und das allermeiste, was aus der Stilrichtung kam, ist halt nun mal ganz billig gemacht) doch auch ein paar wenige verdammt gute Stücke gibt.

Ob mir ein Stückchen Musik gefällt, hat also nichts mit dem Genre zu tun -- sondern damit, ob das individudelle Stückchen Musik gut gemacht ist oder nicht. Siehe auch K-Pop. Das ist im allgemeinen einfach nur billig gemachter Mist. Aber es gibt da auch ein paar wenige hoch innovative und verdammt gut gemachte Sachen, die mir gefallen -- und wenn's mir gefällt, dann ist es mir schnurzepiepenwurstegal, daß es sich hier im das völlig ungothische Genre K-Pop handelt.
Man soll Leuten nicht Boshaftigkeit unterstellen,
wenn man ihr Verhalten genau so gut durch Dummheit erklären kann.
(Hanlon's Razor)

:anger: :zap: :bomb: :boom: :fire: :rocket:
Soiled

Re: Gothic im Mainstream

Beitrag von Soiled »

Also, den Beitrag von der Ukraine zum diesjährigen ESC halte ich ja für absolut szenekompatibel.
Go_A - Shum

Gründe dafür:
1. Folkloristische Elemente, und zwar ausgerechnet aus der Gegend von Tschernobyl
2. Schamanistische und avantgardistische Elemente (imho deutliche Anklänge an "Le sacre du printemps" von Stravinsky)
3. Reduzierte elektronische Musik mit Bums (gehört spätestens seit den frühen 80ern und EBM zur Szene)
4. Massive Trinity-Vibes von der Sängerin, inklusive klischeehaftem 90er (Kunst?)Ledermantel

Das etwas alberne Mad Max/Steampunk-Auto am Anfang ignoriere ich mal. :lol:
Elric
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Re: Gothic im Mainstream

Beitrag von Elric »

Soiled hat geschrieben: Mittwoch 19. Mai 2021, 17:08 Das etwas alberne Mad Max/Steampunk-Auto am Anfang ignoriere ich mal. :lol:
Aber das ist das beste/am ehesten erträgliche daran... :mrgreen:
Uwi1976
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Re: Gothic im Mainstream

Beitrag von Uwi1976 »

Ich muss gestehen, dass ich die 5 aufgelisteten Acts nicht kenne.
Wenn eine Band 1-2 traurige Lieder schreibt, ist sie noch lange nicht Goth.
z.B. das Lied "Nur zu Besuch" von den Toten Hosen. Toller Song, hat aber mit der schwarzen Szene genau gar nichts zu tun.

Mainstream ist der durchschnittliche / lauwarme Geschmack der breiten Masse und für mich zumeist einfach nur langweilig.
Somit gilt auch umgekehrt: Wenn eine Goth Band einen Radiotauglichen Song abliefert, wird sie nicht automatisch zum mainstream.
Sie hat halt einfach - absichtlich oder nicht - einen Song rausgebracht, der zufällig den Geschmack der grauen langweiligen Normalo-Masse trifft.
Auch hier ein Beispiel: "Nothing else matters" von Metallica, läuft ca. 30x täglich auf irgendeinem der zigtausend Stino-Radiosender, gibt aber
mal so gar nicht das eigentliche Spektrum der Band wieder. Würdet ihr Metallica als mainstream bezeichnen?
Ich nicht. Sie sind zwar sehr bekannt, aber von den "Normalos" in meinem Bekanntenkreis würde niemand auf ein Konzert gehen, weil sie halt
nur 1-2 Lieder gut finden und sonst nicht viel mit dem Geschraddel anfangen können :D
Praise the evil :twisted:
Soiled

Re: Gothic im Mainstream

Beitrag von Soiled »

Äh. Ja. Metallica ist in meinen Augen ohne jeden Zweifel kompletter Mainstream. Verkaufen Massen an Tonträgern, toppen die Charts, füllen Stadien, sind in der Rock'n'Roll Hall of Fame, werden im Mainstream-Radio gespielt, jede Oma und ihr Dackel kennen sie, waren ewig bei Warner Music (einem absoluten Industrie-Giganten) ... noch mainstreamiger geht beim besten Willen nicht mehr. Soll man das etwa alles ignorieren, nur weil sie am Anfang mal ein bisschen Thrash-Metal gespielt haben? Ich mein, ich hab schon Werbung von ihnen für Brioni gesehen, wieviel etablierter soll's denn bitteschön noch sein? :lol:
The Cure ist übrigens nach meiner Definition auch ziemlicher Mainstream. Depeche Mode ebenso. Man kann nicht so lang erfolgreich sein wenn man nicht ausreichend viele Leute anspricht. Ich sag ja auch nix dagegen, ist doch schön wenn man viele Menschen mit seiner Kunst erreicht und ihnen Freude oder Trost oder sonstwas vermittelt.
Die entgegengesetzten Begriffspaare sind ja eben nicht "Mainstream vs. Schwarze Szene/Gothic" sondern "Mainstream vs. Underground". Ist natürlich nicht immer so trennscharf, ist sowieso eher ein Spektrum.
Funktioniert übrigens auch mit anderen Genres. Es gibt Mainstream-HipHop und Underground-HipHop, zum Beispiel. Oder Mainstream- und Underground-Techno.

"Mainstream" ist jedenfalls definitiv keine inhärente Eigenschaft der Musik sondern hat eher was mit Marketing, Vertrieb und Bekanntheitsgrad zu tun. Und auch mit dem finanziellen Erfolg. Tritt jemand in der Stadthalle auf? Totaler Mainstream. Im Viper Room? So mittel. Im Venster? Mit ziemlicher Sicherheit eher Underground.

Gibt ja viele recht sperrige Sachen bei der moderneren Klassik, dagegen ist die Musik der Szene sehr oft komplett simpel, trivial, eingängig und vor allem tanzbar. Was übrigen vollkommen ok ist, ich rümpfe da nicht die Nase, ganz im Gegenteil, ich mag ja dunklen Pop recht gern. Aber nimm meinetwegen Elektra oder Salome von Richard Strauss. Im Vergleich zu 99% der Szenemusik bei weitem nicht so einfach zu hören, da muss man sich ziemlich konzentrieren, und teilweise durchaus abrasiv. Trotzdem wird's in der Staatsoper gegeben und zieht die Touristenmassen an, ist also Mainstream. Zwar nicht so sehr wie Carmen oder La Traviata oder die Zauberflöte, wo sich ja wirklich Gassenhauer an Gassenhauer reiht, aber mainstreamig genug, um die Bezeichnung zu verdienen.
Uwi1976 hat geschrieben: Dienstag 17. Januar 2023, 21:47grauen langweiligen Normalo-Masse
Und da fragt man sich noch, warum die schwarze Szene den Ruf hat, aus arroganten Snobs zu bestehen ... Oida.

Die "graue Masse" gibt's doch sowieso nicht, das ist nur ein Konstrukt, mit dem man sich selber (und seine Gruppe) als besser oder einzigartiger darstellt als man eigentlich ist. Ist ein ganz normales psychiologisches Phänomen und recht gut erforscht, Stichwort Fremdgruppenhomogenität. Kann man sich mal einlesen, wenn man mag.
Ich kenn Leute die Klassik hören, oder Jazz. oder Lateinamerikanische Musik, oder Balkan-Pop, oder Metal, oder Classic Rock, oder 90er-Jahre-HipHop, oder Weltmusik. Durchaus bunt und vielfältig. Keine einzige Person davon würd ich als grau oder langweilig bezeichnen. Oder als Mitglied irgendeiner "Masse". Dafür sind die alle viel zu individuell. Also nicht alle, die nicht zur schwarzen Szene gehören, in einen Topf werfen, bittedanke.
Elric
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Re: Gothic im Mainstream

Beitrag von Elric »

Uwi1976 hat geschrieben: Dienstag 17. Januar 2023, 21:47 Würdet ihr Metallica als mainstream bezeichnen?
Ich gehe da nicht komplett mit Soiled konform, aber ziemlich etabliert sind sie allemal...

...und vor allem gnadenlos überschätzt. Ich kann Hetfields Stimme nicht mehr hören (`mkay, das ist mein Ding, aber wenn man mal drauf achtet...) und jede ordentliche Thrashband aus der dritten Reihe ist eigentlich besser, weil gröber, direkter und häufig origineller...

...weils grad passt: Nuclear Assault; hab ich grad wieder entdeckt, weil sie auf dem Obscene Extreme mit diversen Krachkapellen gespielt haben...

...sowas mag ich...^^
Herbstlaubrascheln
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Re: Gothic im Mainstream

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Uwi1976 hat geschrieben: Dienstag 17. Januar 2023, 21:47 Würdet ihr Metallica als mainstream bezeichnen?
Ja, würde ich auf jeden Fall. Vom heutigen IST-Zustand aus betrachtet würde ich das ganze auf jeden Fall unter "Mainstream" verbuchen. So a bissl die gleiche Suppe wie Rammstein, wenn auch nicht ganz so krampfhaft peinlich bemüht, zu schockieren. *lacht* Das tut ja mittlerweile fast schon weh. :roll:
" Hab` keine Angst, bin nur ein Nachtgespenst
das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")
Soiled

Re: Gothic im Mainstream

Beitrag von Soiled »

Ha, Nuclear Assault sagt mir sogar dunkel was. Die sind wirklich ganz putzig. Ich find den Sänger in den Sandalen voll lieb - da erwartet man irgendwie, dass er im nächsten Moment die Grillzange auspackt. :lol:

Aber, wie gesagt, Metal ist ja eh nicht so meins, abgesehen von maaaanchmal ein bisschen Doom/Death, und gelegentlich Grindcore. Nix gegen die Leute, die sind wirklich super lieb und nett und aufmerksam, ich hab da auf Konzerten immer nur die allerbesten Erfahrungen gemacht. Aber die Musik ist halt nix, wo ich auf Dauer größeres Interesse dran hab.
Haldir

Re: Gothic im Mainstream

Beitrag von Haldir »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Sonntag 22. Januar 2023, 14:10
Uwi1976 hat geschrieben: Dienstag 17. Januar 2023, 21:47 Würdet ihr Metallica als mainstream bezeichnen?
Ja, würde ich auf jeden Fall. Vom heutigen IST-Zustand aus betrachtet würde ich das ganze auf jeden Fall unter "Mainstream" verbuchen. So a bissl die gleiche Suppe wie Rammstein, wenn auch nicht ganz so krampfhaft peinlich bemüht, zu schockieren. *lacht* Das tut ja mittlerweile fast schon weh. :roll:


Also Rammstein hatte ich 2020 nochmal in Gelsenkirchen live gesehen. Das mit dem "peinlich bemüht" trifft es. Handwerklich war es perfekt, die Show tadellos inszeniert. Und da mochte ich es schon nicht mehr so. Es gab nicht spontanes, nichts wurde dem Zufall überlassen ( ob, das kann bei der Show natürlich auch mal tödlich enden sonst) aber es schockt nicht mehr. Schätze das war ebu mir als Teenager halt anders, ob es an der Band lag oder an mir kann ich nicht sagen.

Metallica....ich wurde nie warm mit denen. Sie waren mir zu glatt. Der Gesang zu perfekt. Mir fehlte da das dreckige, schmutzige irgendwie. Dafür wurde ich auch schon oft gesteinigt, aber so ist es einfach. Andere Bands waren live irre gut. Linkin Park hatte ich noch live gesehen, kurz vor dem Tode vom Sänger.

Ich mochte damals Marilyn Manson. Ein paar Lieder mag ich auch immer noch hören. Oder Rob Zombie. Wobei ich nicht weiss, ob das alles noch zu Gothic dazu gehört ^^ klärt mich gerne auf.
Soiled

Re: Gothic im Mainstream

Beitrag von Soiled »

Rammstein sind eine ziemlich mittelmäßige Kopie von Laibach, die sich an gewöhnliche biedere Kleinbürger richtet und auch sehr viele davon erreicht. Klar, die Show ist beeindruckend, und ich hab auch prinzipiell nix gegen die Fans. Aber wenn es im Müller(!) billiges Rammstein-Parfum (29 Euro!) mit dem Namen "Kokain" (!!!) zu kaufen gibt ... sorry, da kann ich ob der absurden Kommerzialisierung nur noch lachen. Klar, Bad-Boy-Attitüde verkauft sich gut bei Wannabe-Badboys (und -girls), aber ... beim Müller! :lol: Warum geht man da nicht einfach und kauft richtiges Koks? Ja, okay, mit 29 Euro kommt man da nicht besonders weit, aber trotzdem. (Disclaimer: Ich find Kokser ziemlich scheiße und unterstütze den Konsum von Drogen jeglicher Couleur eher nicht.)

"Gothic" sind Rammstein keinesfalls sondern ziemlich eindeutig Vertreter der NDH. Was zwar zur Musik der schwarzen Szene gehört, aber nicht zu Goth. Die zwei Dinge sind nämlich nicht deckungsgleich.
Zu "Gothic" im Sinne des Musikgenres gehören eigentlich nur Teile von Post-Punk, Darkwave, Coldwave, Deathrock, Gothic Rock und noch ein bisschen anderer Kleinkram.

Andere Genre wie eben NDH, (Post)Industrial, Dark Ambient, Synth Pop, Gothic Metal, Symphonic Metal, Neofolk, Neoclassical, Power Electronics, Mittelalter-Gedöns usw. werden zwar in der Schwarzen Szene gern gehört, sind technisch gesehen aber nicht "Goth". Häufig wird das alles aber durcheinandergeworfen. Ich persönlich find's nicht so tragisch, wenn man Marylin Manson als Goth bezeichnet, obwohl er es nicht ist. Andere nehmen das ernster. Ist ein relativ normales Phänomen, auch mit "Industrial" können recht verschiedene Genres gemeint sein.
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