Schwarz sein* - ein täglicher Begleiter oder doch nur ein Spiel zwischen Verstecke und Kostümball

Alles über Gothic und die Schwarze Szene.
blacksister´s ghost

Schwarz sein* - ein täglicher Begleiter oder doch nur ein Spiel zwischen Verstecke und Kostümball

Beitrag von blacksister´s ghost »

* schwarz sein darf hier gern gegen den jeweiligen Stempel (Grufti...Goth) der einem passt, getauscht werden. Bezieht sich aber vorrangig auf´s Äußere.

Wir reden immer darüber, dass gerade die Festivals von einer Art Schauspiel geprägt sin, aber selten drüber hinaus.
In erster Linie ganz klar die Frage, wie nehmt ihr das wahr, was denkt ihr darüber?. Aber auch, wie sieht´s bei euch selber aus? Wieviel dem könnt ihr sein, wollt ihr sein und getraut euch zu sein. Wie wichtig ist es euch, sich nich zu verbiegen? Ich denk da an diverse Diskusionsthemen...auch im alten Forum...wo teilweise Kommentare kamen, die doch sehr an ein Versteckspiel erinnern. Ich möchte das auch gar nich mal so sehr auf die Arbeit beschränken, da wir ja nun des öfteren festgestellt haben, dass ein Teil der Berufsbekleidung unterliegt. Wobei es natürlich interssant ist, in wie weit ihr euch da noch ausleben könnt. Mir soll´s auch gar nich mal so sehr um die inneren Aspekte gehen, die setze ich jetzt einfach mal voraus und wenn mir danach is, wird´s eh noch nen eigenes Thema.
Rin.Kagamine

Re: Schwarz sein* - ein täglicher Begleiter oder doch nur ein Spiel zwischen Verstecke und Kostümball

Beitrag von Rin.Kagamine »

Da ich Schülerin bin und noch nicht so viel verdiene ist natürlich meine Kleidung schlicht.

Aber ich hätte nichts dagegen bisschen auffälliger rum zu laufen im privaten oder Schule. Nur später in Bewerbungsgesprächen oder auf der Arbeit würde ich zwar schwarz tragen, aber normale Bürokleidung.

Richtig herausputzen würde ich mich für Veranstaltungen. :D
BlackRose
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Re: Schwarz sein* - ein täglicher Begleiter oder doch nur ein Spiel zwischen Verstecke und Kostümball

Beitrag von BlackRose »

puuh... schwieriges Thema. Ich habe da noch noch keine 100%ige Lösung für mich gefunden und hadere da immer etwas mit mir selbst.

Ich trage am liebsten nen schwarzes Shirt, ne schwarze Sweatshirtjacke, schwarze Hose in Kombi mit Stiefeln und ggf. Mantel. Darin fühle ich mich wohl, da es sowohl bequem als auch praktisch ist.

Ich habe aber auch viele bunte Klamotten. Einfach weil es manchmal einfacher ist Erwartungen zu erfüllen z.B im beruflichen oder auch bei meiner Familie und man mit schwarzen Klamotten auch viel missgunst und ärger anzieht. Wenn ich meine Familie besuche trage ich grundsätzlich bunt, weil ich mir sonst irgendwelche dummen Sprüche anhören muss und belächelt werde. Oder ständig gesagt bekomme ich solle mich mal "ordentlich anziehen".

Ich habe die ersten zwei Jahre an der Uni bunt getragen, weil eine Dozentin mich ganz zu Beginn meines Studium mal vor dem ganzen Kurs dumm angemacht hat ob ich mich nicht "vernünftig" anziehen könnte. Das war mir mega unangenehm und hat mich ehrlich gesagt auch ein bisschen verstört.

Ich kann bunt tragen, aber ich komme mir da nicht vor wie ich selbst. Für mich ist meine Kleidung auch ein Spiegel von meiner selbst von meinem Charakter meinen Ansichten. Wenn ich bunt trage komme ich mir eher wie eine leere Schaufensterpuppe vor. Für mich ist bunt mehr eine Art Schutzschild eine Tarnung. Weiß nicht ob ihr das versteht... Ich frage mich ob Models sich auch so fühlen ?

Es fällt mir außerdem viel leichter ich selbst zu sein, wenn ich schwarz trage. Es hat Auswirkungen auf mein Denken, Fühlen und Handeln.

Was mich in letzter Zeit viel beschäftigt ist wie ich ein mIttelding, gerade in Bezug auf Berufsbekleidung, finden kann in dem ich mich wohl fühle und schwarz tragen kann und trotzdem die Erwartungen erfüllen kann ohne das ich schief angeguckt oder blöd angemacht werde.
Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen
[Immanuel Kant]

"We must all face the choice between what is right and what is easy.
~Albus Dumbledore"
— J.K. Rowling (Harry Potter and the Goblet of Fire (Harry Potter, #4))
blacksister´s ghost

Re: Schwarz sein* - ein täglicher Begleiter oder doch nur ein Spiel zwischen Verstecke und Kostümball

Beitrag von blacksister´s ghost »

@BlackRose Ich kann´s ein bisschen nachvollziehen, was das berufliche betrifft. Ich hatte vor etwa 7 Jahren auch so eine Phase (ging etwa 1 Jahr) wo ich auch dachte, ich muß farbig tragen um meinen Job halten zu können. Damals hab ich mich mit mir auf Farben geeinigt, mit denen ich leben konnte...grau, rot, weiß, lila und das oft kombiniert mit Schwarz. Wohl gefühl hab ich mich auch nich und da ich von Farben keine Ahnung hab, sah das bestimmt auch manchmal aus wie gewollt und nich gekonnt. Mich hat das sogar richtig in Selbstzweifel gebracht, weil ich mich damit selber verraten hab. Meine Devise war immer, man soll mich so nehmen wie ich bin und ich hab auch Stellenangebote abgelehnt, wenn eine der Bedingungen war, dass ich meinen Körperschmuck ablege oder mein Make Up ändere. Für mich persönlich war das eine Lehre und kommt nie wieder vor.


In Bezug auf meine Familie war der einzige Kompromis, dass wenn ich zu meinen Opa bin, dass ich den Totenkopf um Hals, hab verschwinden lassen. Und da mein Opa eigen war, war das auch besser so. Ansonstens bin ich mir da immer treu geblieben und hab den Wünschen, ich solle doch was anderes tragen, getrotzt. Beruflich hab ich auch immer versucht, mein Ding so gut wie möglich durchzuziehen und so wenig wie möglich von mir abzulegen. Mir is das ehrlich gesagt auch wichtig. Zudem sagt mein Äußeres nichts über meine Arbeitsweise aus und je wohler ich mich mit meinem Äußeren fühle, desto besser für Arbeit. Ansonsten halte ich nich viel von extra stylen für Festivals und so. Ich versuche immer auf meine Art gestylt zu sein. Für mich gibt´s keine großen Unterschiede. Und ehrlich gesagt, hat das für mich persönlich was mit Authezität zu tun. Ich will mich nich darstellen als etwas was ich nich bin.
Ceridwen1990
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Re: Schwarz sein* - ein täglicher Begleiter oder doch nur ein Spiel zwischen Verstecke und Kostümball

Beitrag von Ceridwen1990 »

Es wäre gelogen, wenn ich sage ich würde immer nur Schwarz tragen. Es gibt durchaus auch Farben die ich gerne mag. Das sind aber auch alles dunkle Töne. Meist Rot oder Grün, hin und wieder auch Lila. Aber wie gesagt immer in dunklen Tönen gehalten und auch fast immer mit schwarz kombiniert. Beruflich musste ich viele Jahre auch bunt tragen. Ich wurde immer wieder von Kollegen dumm angemacht. So Sprüche wie: " Wir sind ja nicht auf dem Friedhof" oder "die Kinder bekommen ja Angst vor dir. "(Das dümmste was ich je gehört habe. Kinder interessiert es nicht im mindesten welche Farbe man trägt...) Aber mir ging es damit wie @BlackRose ich kam mir vor als wäre das nicht ich. Deswegen hab ich irgendwann beschlossen, entweder ich werde so akzeptiert wie ich bin oder ich gehe. Als Erzieherin brauche ich mir aber auch keine Sorgen zu machen, was neues zu finden.... Auf der Arbeit sind Kleider und Make- Up schlichter gehalten als Privat, aber das hat mehr was damit zu tun, dass meine auffälligen und teilweise extravaganten Kleider einfach auf der Arbeit unpraktisch sind.

Privat laufe ich seit 17 Jahren meist eher auffällig rum. Mir ist es herzlich egal was andere davon halten. Wer blöd schauen will, soll das tun. Die Menschen um mich herum interessieren mich wenig. Ich trage was ich will und womit ich mich wohl fühle. Meine Familie hat sich mittlerweile weitestgehend damit abgefunden, hauptsächlich weil ich irgendwann angefangen habe einfach aufzustehen und zu gehen wenn's mir zu blöd wurde. Meine Schwiegereltern hatten nie ein Problem damit und die Tochter von meinem Mann kennt mich gar nicht anders. Meine Großeltern hatten damit nie ein Problem. Mein Opa hat mich mal ganz erstaunt gefragt ob ich nichts schwarzes mehr hab, als ich in einem dunkelroten Kleid zu seinem Geburtstag kam :D.

Ich sehe auf Festivals eigentlich nicht anders aus als Privat. Ich brauche keinen besonderen Anlass um mich extra zu stylen. Ich hab gelernt einfach so zu sein wie ich bin. Wenn ich Lust habe im "Schlabberlook" auf ein Festival zu gehen dann tue ich das genauso wie ich mich für einen Gang durch die Innenstadt extravagant anziehe, wenn mir danach ist. Ich hab einige Zeit gebraucht um zu lernen, dass es mir nur gut geht, wenn ich auch das anziehe wonach mir ist. Ich kann mich durchaus anpassen, wenn es sein muss. Aber das muss es mir dann auch wirklich wert sein, wenn es das nicht ist, gehe ich halt einfach nicht hin. Ich gelte in meiner Familie eh als sozial unverträglich, Feinde kann ich mir da keine mehr machen. Und unsere Nachbarn kennen uns auch nur so und bisher hatte keiner von denen ein Problem damit. Abgesehen von den etwas irritierten blicken als mein Mann das erste Mal im Kilt aus dem Haus ist :lol:
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Herbstlaubrascheln
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Re: Schwarz sein* - ein täglicher Begleiter oder doch nur ein Spiel zwischen Verstecke und Kostümball

Beitrag von Herbstlaubrascheln »

Zum einen, was ich hier mal so einwerfen möchte, weil es mir auffiel: Ich finde, Kleidung muss nicht zwangsweise teuer sein. Die Scheisse aus irgendwelchen Katalogen natürlich schon, die ist unverschämt überteuert, aber sowas würde ich auch niemals anziehen. Das nur mal so am Rande.

Zum anderen: Ich trage ausschließlich schwarz. Seit 20 Jahren, so in etwa. Und ich habe mir auch, anders wie manch`andere Leute anscheinend, nie wirklich Gedanken drüber gemacht, ob das nun irgendwie eigenartig oder unfreundlich oder unpassend oder was auch immer wirkt. Ich persönlich sehe keinen Grund darin, mir Sachen zuzulegen, um auf andere Menschen einen "besseren" Eindruck zu machen, die ich aber selbst nicht tragen würde, weil ich sie hässlich finde *lach* - das ist nicht so ganz mein Ding. Generell mache ich mir darüber eher weniger Gedanken, muss ich sagen. Natürlich hat sich mein Erscheinungsbild im Laufe der Jahre verändert. Manche Dinge sind mir nicht mehr so wichtig; und alles in allem bin ich wahrscheinlich einfach praktischer unterwegs als früher. Meine Haare lasse ich einfach wild herum wachsen, weil ich nicht mehr den Nerv habe, die täglich zu machen und zu toupieren und was weiß ich noch alles. Die etwas punkigen Allüren wie abgeschnittene Kragen an Klamotten sind auch nach und nach irgendwie verschwunden *lach*, aber schwarz ist geblieben; ausschließlich. Ich schminke mich unauffälliger als früher, verzichte drauf, mein Gesicht schneeweiß zu schminken und hab`sogar wieder einen etwas mickrigen Rest an Augenbrauen im Gesicht *lach* - die hab`ich jahrelang abrasiert und aufgezeichnet, in einer recht unnatürlichen Form; das entspricht mir heute einfach nicht mehr so wirklich.

Auch wenn ich nicht mehr aussehe wie in meiner Jugend, ist mir sehr wohl bewusst, dass mein Erscheinungsbild alles andere als alltäglich ist, nach außen hin und das bekomme ich auch immer wieder mal zu spüren - worüber man dann doch ab und an etwas verdutzt ist, weil es für einen selbst halt einfach vollkommene Normalität geworden ist. Wo es auffällt, sind Elternabende. Arztbesuche mit dem (wenn auch fast erwachsenen) Kind. Seminare von der Arbeit aus, wenn man noch fremd ist. Da kommen Reaktionen - auf jeden Fall. Und damit muss man rechnen. Im Laufe der Jahre hat sich aber schnell heraus gestellt, dass bestimmte Vorbehalte relativ schnell verschwinden und dann ist das auch ok. Wobei es mich letztendlich auch nicht wirklich beschäftigt, das muss ich auch dazu sagen.
Dein "Doppelleben" wäre für mich nicht denkbar, das würde mich sehr belasten. Ich laufe in den gleichen Klamotten zur Arbeit, die ich auch zu Hause trage oder zu irgendwelchen Anlässen oder was auch immer; ich sehe immer gleich aus. Und mir ist durchaus bewusst, dass die Leute irritiert sind, weil sie mein Alter oft schlecht einschätzen können; vorallem dann, wenn ich meinen Sohn mit dabei habe, der mich halt nun einmal um einen ganzen Kopf mittlerweile überragt und der auch etwas älter wirkt, als er tatsächlich ist. Dazu kommt noch die Tatsache, dass ich gerne pludrige Klamotten trage, ausschließlich Röcke und Kleider und halt auch auf "normale" Schuhe recht wenig Lust habe *lach* Bis vor einigen Jahren habe ich noch meine Haare an den Seiten ausrasiert, was mir aber jetzt aufgrund der vielen grauen, die nachwachsen, schlicht und einfach zu blöd geworden war. *lach* - ich hatte damit auch nie ernst zu nehmenden Probleme, was meinen Beruf angeht und bin da einfach immer so aufgeschlagen, wie ich halt nun einmal bin. *schulternzuck* Es gab Situationen, in denen das nicht gut kam; im Großen und ganzen war aber alles recht ok; das, was Menschen (in de Fall halt Kollegen) dann da draus machen und wie die damit umgehen, ist ja ein vollkommen anderes Ding und damit muss man ja einfach klar kommen - den Arsch sollte man aber in der Hose haben, find`ich *lach* Denn das gehört irgendwo dazu, wenn man nicht so durch die Gegend latscht, wie die Mehrheit. Das muss man wegstecken können und gut ists.
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das keine Liebe kennt." (Untoten, "Grabsteinland")
Graphiel
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Re: Schwarz sein* - ein täglicher Begleiter oder doch nur ein Spiel zwischen Verstecke und Kostümball

Beitrag von Graphiel »

Auch ich trage seit nun etwas mehr als 20 Jahren nur noch schwarz. Bunte Kleidung ist ab da bei mir nie mehr in den Schrank gewandert, außer natürlich diverse verpflichtende Arbeitskleidung und ich fühle mich darin auch nicht wohl. Es ist mir auch egal, was mein Arbeitgeber, Kunden oder sonstwer davon hält, dass ich privat ausschließlich in schwarz herumlaufe und gern Kajal trage. Wem das nicht passt, soll halt wegschauen bzw ist dann im Zweifelsfall halt nicht mein Arbeitgeber. Zum Glück brauche ich bei meiner jetzigen Arbeit da aber auch nicht wirklich drauf zu achten. Mehr als mal ab und zu leicht verstörte Blicke von Eltern oder Lehrer habe ich da bisher nie ernten müssen und selbst die verschwanden ziemlich schnell nachdem ihnen wohl klar wurde, dass es mir fern liegt meine Klienten oder die anderen Kinder aufzufressen *lach* Die Kinder mit denen ich zu tun habe finden meine Erscheinung eh allenfalls spannend.

Auch bei mir hat sich mein Erscheinungsbild im Laufe der Jahre etwas geändert, aber verbogen habe ich mich dabei nie mehr als es zwingend notwendig, also im Sinne von verpflichtender Arbeitskleidung, war. In meiner Jugend habe ich mich noch törichterweise auf diesen Wettlauf zwischen der Modeindustrie und der gesellschaftlichen Akzeptanz eingelassen und bin auch öfters mal mit Klamotten rumgelaufen, die man so aus den diversen Szeneshops kennt. Das mache ich heute nicht mehr, denn das ist mir irgendwann einfach zu blöd geworden. Heute gehe auch ich in den selben Klamotten zur Arbeit die ich auch privat und auf Veranstaltungen trage. Sie sind erheblich schlichter geworden und lassen sich mit etwas Gedult auch prima außerhalb irgendwelcher Szeneshops auftreiben. Hier hat bei mir inzwischen auch einfach der DIY Charakter an Wichtigkeit zugenommen. Mir macht es inzwischen großen Spaß etwas alltägliches zu nehmen und es mit ein paar Handgriffen zu etwas eigenem umzugestalten. Einzige Ausnahme bilden dabei meine Pikes. Die habe ich natürlich nicht selbst gemacht. Die ziehe ich aber auch nicht auf der Arbeit an, da sie mir dafür dann doch zu schade sind und auch leider auch nicht die Qualität besitzen, die man von Modellen früherer Zeit einmal kannte. Daher bevorzuge für die Arbeit und für längere Strecken unterwegs lieber Stiefel bzw Stiefeletten. Sollte sich da mal wieder ein vernünftiger Hersteller finden könnte sich dies aber auch ändern. Meine Haare rasiere ich mir an den Seiten selber aus, bzw lasse mir an den Stellen wo es schwieriger wird auch von meiner Freundin helfen.

Ich kann schon verstehen dass es manchen Leuten schwer fällt sich nicht für seine Familie oder die Arbeit zu verbiegen, aber auch für mich würde so ein Doppelleben nur dazu führen dass es mich selbst langfristig unglücklich macht. Bei mir ist es zum Beispiel so, dass meine Freundin sich nicht als Teil der Szene sieht und sich daher auch nur auf Konzerten oder auf Festivals in schwarz hüllt. Hier und da führte dies in Vergangenheit schon mal zu kleineren Konflikten, aber ich habe für mich auch entschieden, dass ich mich nicht einmal wegen ihr verbiegen würde. Das wäre mir nicht einmal unsere inzwischen sechsjährige Beziehung wert. Zum Glück kommen solche Konflikte aber auch nur äußerst selten vor. Weder sie, noch ihre Familie haben mit meinem Erscheinungsbild grundlegend ein Problem. Zumal der Bruder meiner Freundin selbst regelmäßiger Szenegänger ist (wenn auch nicht im Sinne der Szenewurzeln), sodass Leute die nur, oder fast nur in schwarz herumlaufen dort durchaus zur Normalität gehören. Hier und da gibt es mal einen blöden Witz von meinem Schwiegervater in spe, oder ich muss meiner Schwiegermama erklären, dass es mir völlig egal ist ob das nun komisch aussieht, wenn ich einen Patch mit weißem Garn auf schwarzem Untergrund befestigen will und ich nur wissen will, wohin sie die verdammte Garnrolle gelegt hat. Aber sonst habe ich da in meiner Familie zum Glück keine Probleme. :lol:

Ich sehe das durchaus so wie Herbstlaubrascheln: Man muss einfach auch das Rückrad besitzen und zu sich selbst stehen. Was andere dann daraus machen ist ihr Problem. Blöde Sprüche, komische Blicke usw gehören irgendwo halt auch einfach dazu und damit muss man eben auch lernen umzugehen.
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blacksister´s ghost

Re: Schwarz sein* - ein täglicher Begleiter oder doch nur ein Spiel zwischen Verstecke und Kostümball

Beitrag von blacksister´s ghost »

Herbstlaubrascheln hat geschrieben: Freitag 8. Mai 2020, 10:51 Zum einen, was ich hier mal so einwerfen möchte, weil es mir auffiel: Ich finde, Kleidung muss nicht zwangsweise teuer sein. Die Scheisse aus irgendwelchen Katalogen natürlich schon, die ist unverschämt überteuert, aber sowas würde ich auch niemals anziehen. Das nur mal so am Rande.
Graphiel hat geschrieben: Freitag 8. Mai 2020, 14:11 Ich sehe das durchaus so wie Herbstlaubrascheln: Man muss einfach auch das Rückrad besitzen und zu sich selbst stehen. Was andere dann daraus machen ist ihr Problem. Blöde Sprüche, komische Blicke usw gehören irgendwo halt auch einfach dazu und damit muss man eben auch lernen umzugehen.
Den beiden Sachen kann ich nur zustimmen.


Was die Kleidung betrifft hab ich kaum in den damalig bekannten Shops einkauft. Da hat auch schlichtweg mein Geldbeutel nich mitgemacht. Wobei ich sagen muß, wenn ich überlege was man damals für tolle samtige Kleidung dort fand und was für langweilige banale Sachen einem heute angeboten werden...nee. Dazu kommt, dass in heutiger Zeit die Preise in anbetracht der Qualität nich gerechtfertigt sind. Ich hab meinen Stil über die Zeit auch gewandelt...bzw. ausgebaut. Für mich is das über die Jahre in den Vordergrund gerückt. Als Teenie hab ich viel Hoodies und Mantel getragen oder Netz, durchsichtige Stoffe und samtige Oberteile. Sowas hat man wie heute auch damals schon überall finden können. Mäntel trag ich jetzt noch gern. Je nach Laune weitere Oberteile oder mal was figurbetonteres. Manchmal hat´s nen lässigen Touch und manchmal einen eleganteren. Dunkles Augenmake Up und mein gemalten Brauen hab ich noch heute...das ganze nur etwas perfektioniert. Daheim lauf ich jetzt nich unbedingt in meinen schicksten Klamotten rum, da sin Freizeit- und Sporthosen einfach bequemer im Vergleich zu (Stretch-)Jeans. Ein Händchen für DIY hab ich leider nich und zerschnitte Sachen waren nie mein Stil.

Aber um nochmal Bezug auf die Szeneklamotten + Shops und Rückrad zu nehmen. Für mich waren das immer essenzielle Punkte innerhalb der Szene. Dass man sein Ding macht, egal was andere sagen und wenn die Blicke noch so doof sind und dass man nich in der gleichen Schiene wie der Mainstream fährt. Dieser Run auf die Szeneshops sin da genau das Gegenteil. Aber vll. muß man damit leben, dass man einfach in einem anderen Szenezeitalter lebt und die einstigen Werte immer mehr der Geschichte angehören.
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Re: Schwarz sein* - ein täglicher Begleiter oder doch nur ein Spiel zwischen Verstecke und Kostümball

Beitrag von Ceridwen1990 »

Bezüglich der Szeneshops kann ich nur zustimmen. Es ist teuer und meist ist die Qualität eher schlecht zudem ist es für jemanden der nicht gerade groß und schlank ist eh nicht geeignet oder sieht einfach lächerlich aus. Ich kaufe zwar auch hin und wieder mal dort ein, gehe aber lieber in unseren kleinen Lokalen Shop als im Internet zu bestellen. Vor Ort kann ich mir einfach die Sachen genau anschauen und entscheiden ob sie mir das Geld wert sind oder nicht. Meist sind es Sachen wie Jacken und Mäntel. Kleider oder Röcke kaufe ich da eher auf Festivals, aber auch da schaue ich mir die Sachen und den Preis erst genau an. Einfache Sachen wie Shirts und Leggings kaufe ich da, wo ich sie gerade bekomme. Meine aufwändigeren und extravaganten Kleider nähe ich schon seit vielen Jahren zum großen Teil komplett selbst. Da kann ich einfach wirklich machen was ich will und die Größe ist auch kein Problem. Und wenn es mir dann nicht mehr gefällt kann ich es auch ganz einfach wieder ändern oder umfunktionieren (hab gerade erst aus einem Rock, der mir nicht mehr gefallen hat eine Tasche gemacht). Ich habe keinerlei Schnittmuster oder vorgefertigte Entwürfe für meine Sachen. Ich nähe eben einfach was mir gefällt. Wenn jemand findet das es komisch aussieht oder ihm nicht gefällt, ist das sein Problem.
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Scheuer Wolf
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Re: Schwarz sein* - ein täglicher Begleiter oder doch nur ein Spiel zwischen Verstecke und Kostümball

Beitrag von Scheuer Wolf »

Ich trage selbst seit inzwischen 23 Jahren fast ausschließlich schwarze Kleidung. Bevorzugt hülle ich mich in einen meiner Mäntel, da ich mich auch psychologischer Sicht "sicherer" und wohler fühle. Ohne Mantel fühle ich mich nackt. Dementsprechend unangenehm sind für mich Wärme- und Hitzetage, an denen ich diese entsprechend nicht tragen kann. Wenn es zu heiß ist und dies auf meine Hitzeempfindlichkeit Auswirkungen hat, muss ich sogar auf kurze und helle Kleidung "ausweichen", was für mich aus genannten Gründen eine ziemliche Überwindung ist - vom raus gehen selbst bei solchen Werten mal ganz abgesehen. Sowohl in Kiel als auch in Hannover nehme ich durchaus viele Szeneangehörige war, wenn diese sich "entsprechend" kleiden - und dann ist man auch sehr schnell auf einem Nenner.

Selbst auf der Geburtstagsfeier meiner Oma (80) war ich komplett schwarz unterwegs. Meine Oma findet den Lebensstil eher interessant und hat keinerlei Klischeedenken - anders als einige ihrer deutlich jüngeren entfernteren Verwandten, die teilweise dort "wie teilweise üblich" ablehnend reagiert haben. Das für mich ziemlich interessant zu beobachten.

Auch in beruflicher Sicht kann ich mich voll entfalten. Da ich bislang nur Tätigkeiten ausgeübt habe, in denen es keine Kleiderordnung gibt, laufe ich auch wie beschrieben auf Arbeit rum. Ob das jemanden stört oder was andere davon denken, ist mir egal. Es fördert eher, dass ich besser in Kontakt mit Szeneangehörigen komme und dass ich auch mal angesprochen werde, wenn man sich - warum auch immer - nicht so kleiden möchte aber dennoch zur Szene dazu gehört. Ich selbst lege so gut wie keinen Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen - weder privat, noch beruflich. Wenn die Chemie stimmt, reicht mir das.
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