Gehöre ich hier überhaupt her ?

[Soiled]

Nun, der OP hat weder auf Rückfragen geantwortet noch ist er auf das Feedback von anderen eingegangen, neben dem Desinteresse an der Musik und der Kultur liegt demzufolge auch noch Desinteresse an den Leuten vor, also scheint er zumindest für sich selber die Antwort auf seine Frage gefunden zu haben. Ist ja auch was schönes.

[Herbstlaubrascheln]

Joa, kann man so interpretieren.
Aber rein darum geht`s ja auch gar nicht - sonst könnte man sich das Schreiben hier doch eh schenken. Immerhin wird kommuniziert; auch wenn wir da mittlerweile tatsächlich weit weg sind vom eigentlichen Thema, aber halb so wild.
Zumal sich diese Szene-Themen meist sowieso verselbstständigen. Ist ja nix neues, ich find`s ok.

[Der_Kater]

Um wieder ein wenig zu dem eigentlichen Thema zu kommen. In Franken gab es wohl eine ziemlich lebendige Szene. Meine Bekannten dort kamen ursprünglich aus Dresden, waren dort in Sachsen schon schwarz unterwegs und haben dementsprechend eine Vorstellung. In der Nähe von Nürnberg gab es das Top Act in Zapfendorf (der Name ist Programm), ein regionaler Treffpunkt der Szene dort. Einige Flyer vom Top Act, die ich bekommen hatte, waren ziemlich vielversprechend. Leider ist das Top Act mittlerweile zu und auch in Nürnberg, Fürth oder Erlangen ist das schwarze Nachtleben wohl ziemlich überschaubar geworden. Meine Bekannten haben sich ziemlich zurückgezogen, weil sie mit der aktuellen Szene nur noch wenig anfangen können. Auf dem WGT gehörten sie früher zum Inventar, und sie hatte als Schneiderin jedes Mal ein spezielles Outfit entworfen. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass es unbedingt Clubs oder Festivals braucht, um ein schwarzes Lebensgefühl auszuleben. Gerade die Clubs waren sicher aber immer wichtig als Treffpunkt und für den Sound. Na ja. Die Dinge liegen halt so. Es gibt ja auch einige positive Beispiele, was die Szene angeht. Was man über bestimmte Dinge denkt, ist ja auch immer subjektiv. Andere sehen es sicher anders.

[Soiled]

Meine Bekannten haben sich ziemlich zurückgezogen, weil sie mit der aktuellen Szene nur noch wenig anfangen können.

Wie genau hat sich die Szene dort denn verändert? Ich war ja nie so richtig lang an einem Ort, ich weiß demzufolge nie, ob die Veränderungen, die ich mitbekommen hab, geografischer oder zeitlicher/demografischer Natur sind. Von den jüngeren Generationen zu erwarten, dass sie das gleiche Lebensgefühl haben wie die älteren und demzufolge ausschließlich ähnliche Musik konsumieren bzw. produzieren ist ja ein bisschen illusorisch, nicht wahr?

Und dadurch, dass man sich zurückzieht, verbessert man den Zustand jetzt auch nicht gerade, oder? Die Szene lebt von Partizipation, wenn man nicht mitmacht ist man genauso schuld an ihrem Niedergang. Ist ja schließlich kein Buffet, an dem man sich nur bedient. Die Welt dreht sich nicht um mich und meine persönlichen Vorlieben ...

Apropos Flyer: Mir ist beim Aufräumen auch einer in die Hand gefallen, muss ein Zeiterl vor Corona gewesen sein, genaues Datum steht leider nicht drauf. Und, klar, natürlich gibt's hier auch andere Clubs, die mehr dem Schwarzen Mainstream entsprechen, wo mehr NDH, Mittelalter, schwarzer Schlager, Elektro oder die metal-lastigen Sachen gespielt werden. Aber so lang es sowas wie das angekündigte Event auf dem Flyer gibt darf man doch echt nicht meckern, oder?

Find es ja eh sehr lieb, dass da auch Mala Herba erwähnt wird, wo ich grad auf dem Konzert war. Für meinen persönlichen Geschmack dürfte ruhig noch mehr aktuelles lokales Zeug dabei sein, aber das ist wirklich Jammern auf allerhöchstem Niveau.

[Der_Kater]

Deshalb hatte ich zuletzt noch den subjektiven Eindruck erwähnt. Bei ihnen dürfte es an den nicht mehr vorhandenen Clubs liegen, vermutlich auch an der Musik, vielleicht auch schlicht am Alter. Vielleicht auch die vergangene Zeit in Dresden. Sie sind auch selber ab und an aufgetreten. Allerdings ging es dabei nicht um Musik. Selber sehe ich es auch eher wie du. Anstatt zu lamentieren, wie essentiell es gestern war, zu sehen, was heute ist und das beste daraus machen. Jung und Alt zusammenbringen. Die heutige Zeit kann gar nicht mehr so sein wie zum Beispiel in den 80ern. Obwohl es tatsächlich so ist, dass die Szene - Läden immer weniger werden. Nicht selten fallen sie Baulöwen zum Opfer, die daraus teure Immobilien machen. Zumindest in der Großstadt. Ich denke, sie projizieren ihre persönliche Situation auf das Allgemeine. Wollen nicht akzeptieren, dass sie sich im Lauf der Zeit selbst verändert haben und die Dinge nicht mehr so sein können, wie sie einmal waren. Wenn ich demnächst mit ihr telefoniere, werde ich sie nochmal löchern.

Ein positives Beispiel ist der Phönix - Club in Mülheim an der Ruhr. Der Club befindet sich in einem früheren Lagerhaus der Bahn. Der Betreiber musste wegen Schulden aufgeben. Dann haben mehrere Stammgäste ein Crowdfunding auf die Beine gestellt und so den Club gerettet. Sogar ein wenig umgebaut haben sie. Wie es nach der Pandemie ausschaut, wird man sehen.

Im Alten Bahnhof Langendreer (Bochum) legen sie auch noch viel Wert auf gedruckte Flyer.

[blacksister´s ghost]

Wenn man den Drang nach Veränderung in sich spürt, sollte man dem nachgeben
Mit ewig weit irgendwo zum Feiern hin gurken hat das nun an sich ja gar nicht so viel zu tun; vielleicht verstehe ich das aber auch gerade falsch und Du meinst, dass Du evtl. wo anders leben möchtest, um ein entsprechend anderes Umfeld zu haben, in dem Du mehr aufblühen kannst.

Bevor ich mit "blacksister" das tu, was ich eigentlich schon bei der Schließung vom DL hätte tun soll´n und seit 3 Jahren tun will, sie "begraben", will ich dir die Frage noch beantworten...
Vor 2 Wochen hätte ich dir wohl geschrieben, dass ich mein Domizil niemals freiwillig aufgeben würde, es sei denn es steht die Liebe meines Lebens vor mir, also nie
Inzwischen is das aber anders, nein mir ist nicht die Liebe des Lebens begegnet, innerhalb meiner Realen Welt ist mir nur das verloren gegangen, was ich brauch, ...das Gefühl von Sicherheit. Daher wäre ich gerne gerade lieber heute weg als morgen. In solchen Momenten ist Feiern und Gleichgesinnte zweitrangig bei der Wohnortwahl. Auch wenn der Wunsch nach vollkommener Sicherheit Wunschdenken ist, aber allein die Illusion hilft schon viel.
Meine Antwort damals bezog sich darauf, dass ich nicht 3 Stunden fahren will um 3 Stunden zu feiern und dann wieder 3 Stunden zurück zu fahren. Ich hab das immer so gehandhabt, dass ich ein verlängertes WE gemacht hab, damit es sich wenigstens lohnt eine Weile unterwegs zu sein. Mehr steckt da eigentlich gar nich dahinter

[BlackVelvet]

Hallo,

Ich werde hier mal ein bisschen Leben in die Bude bringen und schildere euch meinen inneren Konflikt mit der schwarzen Szene.
Ich war von Ende 2018 bis Anfang 2020 aktive Clubbesucherin diverser "dunkler Tanzschuppen" Berlins.
Mir hat die Musik meistens gut gefallen, viele Leute, die ich dort kennengelernt habe, waren mir sympathisch, mit einigen vebindet oder verband mich Freundschaft. Es gab auch einige Animösitäten und Streitereien mit anderen Clubbesuchern, aber im großen und ganzen wurde ich akzeptiert. Als Corona dann einschlug, fielen dann auch die Clubbesuche weg, ich blieb trotzdem der schwarzen Szene treu. Irgendwann wurden mir sowohl die Oldschool-Musik als auch die ewig schwarze Kleidung zu langweilig, ich wand mich dem bunten Mainstream zu. Im bunten Mainstream bin ich nach wie vor unterwegs, wenn auch nicht musikalisch. Ich arbeite in einem Gesundheitsberuf in einem Krankenhaus in Deutschland, trage bunte Kleidung, höre aber immer noch ab und an "dunkle Musik".
Ich lebe eher zurückgezogen, und habe einen kleinen, aber verlässlichen Freundeskreis.


Meine Frage lautet nun: Gehöre ich überhaupt in die schwarze Szene?

[Evanahhan]

Gegenfrage, warum ist dir die Antwort darauf wichtig? Was würde sich dadurch ändern, wenn die Antwort „ja“ bzw. „nein“ wäre? Wer dürfte das überhaupt entscheiden?

[Herbstlaubrascheln]

Ich sehe es auch ganz ähnlich wie @Evanahhan ...In der Hinsicht ist es ja nicht wirklich wichtig, was andere dazu sagen. *schulternzuck* Zum anderen stellt sich dann auch schnell die Frage, wer eben entscheidet, wer dazu gehört und wer eben nicht; und wo hier Grenzen gezogen werden. Die letzten Jahre haben ja sehr deutlich gemacht, dass es ohnehin kaum mehr definierbare Grenzen in dieser Schiene gibt..Es wäre schwierig bis unmöglich, dazu tatsächlich noch etwas zu sagen.

[Grauer Wolf]

Der kleine Zyniker in mir meint: Ja! Unbedingt! Denn der beständige Zweifel, ob man nun dazu gehört, ist eines der Hauptmerkmale der Schwarzen Szene....

Etwas ernster: Wer definiert, was die schwarze Szene ist, wer dazu gehört und wer nicht? Die Mitgliederinnen, -außen und -ringsherum dieser Szene. Wo und bei wem stellt man Antrag auf Mitgliedschaft? Bei niemandem. Man fühlt sich dazugehörig -- oder auch nicht. Und sobald Du Dich dazugehörig fühlst, bestimmst Du mit, was die schwarze Szene ist und wer dazu gehört. Also auch über Deine eigene Mitgliedschaft. Personalausweise werden für die Schwarze Szene allerdingens keine ausgestellt und vergeben.

Daß ständig neue Leute zur Szene hinzustoßen und neue Ideen, neue Musik und neue Mode mitbringen, stößt natürlich dem einen oder anderen säuerlich auf. Aber die zwei Dutzend True-Goths, die es hier in Deutschland noch gibt, machen alleine halt auch keine Szene mehr. Leben ist Veränderung. Eine lebendige Szene verändert sich.